3. Mai





Eröffnung Grounds: Marta Riniker-Radich
Die Gemeinschaft der Kesh, die nach Le Guin „einst lang, lang nach unserer Zeit gelebt haben werden könnte“, versteht unter Reichtum den Zustand, viel geben zu können, ohne eine äquivalente Gegengabe zu erwarten. Bereits heute gibt es abseits von Käufen, vertraglich geregelten Leistungen oder strategischem Schenken Gaben, die keine Gegengabe erwarten, sondern auf indirekte, gegenseitige Hilfe vertrauen. Was daraus erwächst ist Dankbarkeit – eine Kraft, die sozialen Zusammenhalt nicht garantiert, sondern fördert. Sie bildet den Kitt einer Gemeinschaft, in der Einbringen und Annehmen freiwillig geschieht. Nehme ich hingegen etwas an, nicht weil ich es möchte, sondern weil ich es brauche und es mir niemand sonst geben kann, dann willige ich ein, ohne Dankbarkeit aber in Misstrauen. Denn jetzt können Gegenleistungen erzwungen werden, auch wenn die Gabe als Geschenk verpackt war. Denn beschenkt wurde die gebende Seite, und zwar mit Macht. Um sich gegen ein unerwünschtes Geschenk, etwa die Arbeitsstelle, wehren zu können, bräuchte es mit Lévi-Strauss gedacht alternative Möglichkeiten (Erben, Selbsterhalt durch Gartenbau), Gewalt (Sabotage), eine unentbehrliche Gegengabe (Spezialisierung) oder ein Interessenswandel (Müssiggang statt Arbeitslosigkeit, das Denken der Kesh). Damit werde es möglich, sich von der Fülle von Gegenverpflichtungen zu befreien, die diejenigen erdrücken, von denen erhofft wird, ihnen nicht nachkommen zu können. Willkommen!

